Blut-Bilder: Impresssionen im Dunkelfeldmikroskop
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Die fleißigen Leukozyten

Neutrophile und eosinophile Granulozyten
Neutrophile und eosinophile Granulozyten im Blutausstrich

Leukozyten werden auch als weiße Blutkörperchen bezeichnet. Sie besitzen – im Gegensatz zu den roten Blutkörperchen – kein Hämoglobin. Sie haben sehr wichtige Aufgaben bei der Abwehr von Fremdsubstanzen und Erregern im Blut und im Körpergewebe und sind ein wichtiger Teil des angeborenen Immunsystems.

Es gibt mehrere Leukozytenarten, die für eine intakte Abwehr in einem bestimmten Mengenverhältnis im Blut vorhanden sein müssen:

  1. Neutrophile Granulozyten, die am häufigsten im Blut vorkommen und wegen ihrer gut sichtbaren Aktivität gerne auch als „Polizisten“ bezeichnet werden (41 – 75 %).
  2. Eosinophile Granulozyten, die zu einem geringeren Anteil als ihre neutrophilen Geschwister im Blut vorkommen (5 – 7 %).
  3. Basophile Granulozyten, die von den drei Granulozytenarten zahlenmäßig am wenigsten im Blut vorkommen (ca. 1 %).
  4. Monozyten, die größten Zellen der Leukozyten, die auch gerne als Fresszellen agieren (4 – 13 %).
  5. Lymphozyten (B- und T-Lymphozyten), die u.a. auch für die Antikörperbildung zuständig sind (17 – 47 %).
Monozyt im Blutausstrich.
Monozyt im Blutausstrich
Lymphozyt im Blutausstrich.
Lymphozyt im Blutausstrich

Die Bezeichnungen der verschiedenen Granulozytenarten stammen aus der Zeit, als diese Blutzellen mit speziellen Farbstoffen angefärbt wurden, um sie im Lichtmikroskop sichtbar zu unterscheiden.

Jeder dieser Leukozytenarten hat seinen spezifischen Aufgabenbereich und arbeitet mit den anderen Abwehrzellen systemisch zusammen.

Eine Veränderung der Anzahl der verschiedenen Leukozytenarten weist häufig auf unterschiedliche akute wie auch chronische Erkrankungen hin. Im Dunkelfeldmikroskop gibt es den großen Vorteil, dass sich direkt die Form und Aktivität der Leukozyten gut beobachten lässt. Unmittelbar nach der Blutabnahme und in Echtzeit ist eine erste Einschätzung zur Aktivität dieser Abwehrzellen möglich.

Besonders die neutrophilen Granulozyten lassen sich wegen ihrer großen Anzahl und meist intensiven Aktivität im Dunkelfeldmikroskop sehr gut und eindrucksvoll beobachten. Sie schwärmen recht schnell im Blutausstrich aus und folgen wie ein Spürhund spezifischen Signalmolekülen, die sie zu ihrem Einsatzort leiten. Diese sogenannten Chemokine werden im Blutplasma freigesetzt und dienen als Lockstoffe, denen die Granulozyten entsprechend des Konzentrationsgradienten mittels einer amöbenartigen Bewegung folgen.

Granulozyten tasten gerne ihre unmittelbare Umgebung ab und kontrollieren dabei auch die anderen Blutzellen. Treffen sie während ihrer Patrouille auf einen Fremdkörper, einen Erreger oder auf bestimmte und ungewöhnliche Eiweißstrukturen, umfließen sie das Objekt und schütten spezielle Verdauungs- und Abwehrenzyme aus (Exozytose). Oft versuchen sie auch, ein Objekt direkt aufzunehmen, indem sie es fressen und in ihrem Zellkörper verdauen (Phagozytose).

Neutrophile Granulozyten haben noch eine besondere Abwehrfähigkeit entwickelt: Sie können aus bestimmten Proteinen und Chromatin eine Art fibrilläres Netz bilden, mit dem sie Bakterien einfangen und fixieren, um diese an ihrer Verbreitung zu hindern und sie in Ruhe zu verdauen. Diese sogenannten NET’s (Neutrophil Extracellular Traps) führen zu einer Netose und stellt neben der schon bekannten Nekrose und Apoptose eine weitere Möglichkeit für den Zelltod dar.

Granulozyten wandern auch häufig von Blutgefäßen in das umliegende Gewebe ein, wenn es dort etwas abzuwehren gilt. Dabei können sie ihre Form stark verändern und sich in dem engen Raum zwischen den Zellen (Interzellularraum) hindurchbewegen.

Haben sich die Granulozyten ausreichend vollgefressen, werden sie allmählich inaktiv und beginnen zu zerfallen. Diese fleißigen Helfer opfern sich in großer Anzahl für die Aufrechterhaltung der allgemeinen Abwehrfunktion und werden meist nur einige Stunden bis wenige Tage alt. Danach werden ihre Zellreste hauptsächlich von den Monozyten (Makrophagen) abgebaut.

Im Dunkelfeldmikroskop lassen sich sehr gut die charakteristischen Zellbestandteile der Granulozyten beobachten. Auffällig sind die dunklen Kerne die, je nach Form und Anzahl, etwas über das Alter der Zelle aussagen. Ganz typisch sind auch die körnchenförmigen Einlagerungen (Granula) im Zytoplasma, die diesem Zelltyp seinen Namen gab und welches bei der amöboiden Bewegung der Zelle gut sichtbar umherfließt.

Wie schon erwähnt, enthält die Granula der Granulozyten verschiedene Enzyme, Mediatorsubstanzen, Proteine sowie biogene Amine etc., welche, je nach Zelltyp, bei Bedarf freigesetzt werden können. Unter anderem finden sich dabei Substanzen wie Lysozym, Neuramidase, Kollagenase, Cathepsin G, Elastase, Laktoferrin, Defensine, Myeloperoxidase, Major Basic Protein, Histamin, Heparin, Serotonin, Leukotrien u.a.

Manchmal sehen wir in einem Blutausstrich, dass die Granulozyten kreisrund sind, sich nicht bewegen und auch ihr Zytoplasma keine Aktivität zeigt. In diesem Fall haben wir – trotz einer ausreichenden Anzahl von Granulozyten – keine fleißigen Zellen, sondern eine verminderte Abwehrbereitschaft. Dieses Phänomen lässt sich durch die direkte Betrachtung des Blutes im Dunkelfeldmikroskop beobachten und gibt uns – in Ergänzung zu dem üblichen quantitativen Laborblutbild – einen wertvollen diagnostischen Hinweis für die weiterführende Behandlung.

Video: © Peter Launhardt
Dunkelfeldaufnahmen: © Eignes Archiv
Musik: © Peter Launhardt

ZP